MICHAEL LIGHT
"100 SUNS"
30.1. - 6.3.2004

'100 SUNS' zeigt die Detonationen von "King", "Priscilla", "Sugar", "Zucchini" oder "Climax" - nur einige Namen der von den USA in den Jahren 1945 bis 1962 durch-geführten 216 überirdischen Atombombentests. Von 100 dieser Tests hat der amerikanische Künstler Michael Light (*1963) historische Fotografien aus Militär-Archiven zusammengetragen. Das Ergebnis ist Lights neuestes - nach 'FULL MOON' zweites - umfassendes Archivprojekt, welches er zunächst als Buch und nun auch erstmals in Europa in unserer Galerie als Ausstellungs-Installation präsentiert: in den Grössen verändert aber unretuschiert hat der Künstler diese Bilder als hochwertige digitale Pigment-Drucke neu und nach seinen Vorstellungen aufgelegt.

In provozierender, pervers anmutender Schönheit reiht sich eine gewaltige Explosionan die andere, von vergleichsweise kleinen Anfängen in der Wüste Nevadas bis hin zu enormen, unbeschreiblich verheerenden Detonationen im Bikini-Atoll, immer wieder unterbrochen durch Aufnahmen zumeist ahnungsloser Beobachter in unmittelbarer, tödlicher Nähe. Michael Light schafft mit '100 SUNS' eine direkte und zugleich komplexe Arbeit, die das Politische in sich trägt: Unfassbares wird hier visuell gebündelt und in seiner fast pornografischen Faszination zur erneuten, aktuellen Diskussion über Sinn und Verantwortung des technischen und militärischen Wirkens freigegeben.

"Tausende Strahlentote in der eigenen Bevölkerung haben die amerikanischen Test-explosionen verursacht. Die Fotos aber sind von weltvergessener Schönheit, vom 'Little Feller' mit 18 Tonnen, im Luftbild eher ein Indianerlager im Wüstensand, bis 'Bravo' mit erhabenen 15 Megatonnen, manchmal der reinste Kitsch: Romeo auf einer Südseeinsel bei Sonnenuntergang." (Süddeutsche Zeitung)

"Viele Bilder sind auf den ersten Blick ähnlich und doch besitzt jedes seine eigene Schönheit. (…) Während die Ausstellung '100 SUNS' zeigt, was der Mensch imstande ist, zu tun – in einer erschreckend schönen Verschmelzung von Kunst, Geschichte, Politik und Wissenschaft – so hoffen wir doch zugleich, daß er dies nie wieder tun wird." (San Francisco Weekly)

"Schnell setzt sich eine ästhetische Betrachtungsweise durch, und die ist auch viel nachhaltiger. Wer will, kann hier die Idee des Erhabenen eintragen. Wer will, kann sich auch immer noch darüber freuen, dass uns der reale Anblick dieser Explosionen im Zuge des Ost-West-Konflikts erspart geblieben ist (…). Was gerade noch zu ertragen man sich allerdings wirklich anstrengen muss, ist, wie hier das Höchstmaß menschlicher Brutalität mit einem Höchstmaß an schönem Schein zusammentrifft." (taz)

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