CHRISTOF ZWIENER
12. Sept. - 18. Okt. 2003
Eröffnung: Freitag, 12.9., 19 Uhr

Das Kinderzimmer als Holzlatten-Konstruktion, ein Urzeit-Mammut lebensgross aus Bindfäden zwischen Bäume geknotet. Christof Zwiener (*1972) geht es in seiner Arbeit um Zwischenräume, Un-Orte, die Abwesenheit von Gegenständen und Lebewesen.
Mit einfachen Mitteln - wie Garn, Klebeband und Dachlatten - konstruiert er filigrane dreidimensionale „Abdrücke“ seiner Erinnerungen an Orte und seiner Wahrnehmung von Objekten im Raum: der Spalt hinter dem Wohnzimmerschrank, das Elternhaus aus der Perspektive des Pflaumenbaums oder ein Teil eines Pferdes werden von ihm punktweise abgetastet und dann in Form von Faden- oder Holzkonstruktionen interpretiert.

Für seine ersten Einzelausstellung bei uns erstellt Christof Zwiener eine 3 x 9 Meter grosse Rauminstallation aus Garn, welche alltägliche Orte seiner Kindheits-Phantasien wiederaufleben lässt: den Raum unter dem Sofa, den Spalt unter dem Fernseher oder den Zwischenraum von Wand und Türrahmen. Diese erscheinen nun als reduzierte, geknotete Garn-Skulpturen, die im Galerieraum wie fixiert sind. Teilweise unsichtbare Orte werden nacherzählt und erscheinen - in den Grössenverhältnissen und Formen mehr der eigenen Erinnerung treu als dokumentarisch exakt -, als schwarze und weisse Fäden im Raum bzw. als an Boden und Decke angedockte Klebepunkte.
Da mit der Transparenz der Gebilde alle Seiten gleichzeitig sichtbar sind, ergibt die erste Betrachtung meist ein vor allem abstraktes Raumbild.

Zwiener rekonstruiert hier - wie auch in früheren Arbeiten - nicht mehr oder anders existierender Orte und Gegenstände bzw. deren Abwesenheit, indem er die Räume dazwischen oder darunter hervorhebt. Mit seinem Ansatz und der sehr eigenständigen technischen Umsetzung lenkt er unsere Aufmerksamkeit nicht auf dauerhafte skulpturale Statements, sondern auf Fragilität, die zugleich von Analyse und Melancholie geprägt ist: „Raumsegmente halten die Balance zwischen Andeutung und Geheimnis, Erinnerung und Sehnsucht, spielen mit Unsichtbarkeit und Vergänglichkeit, besonders da, wo der Lichteinfall dem suchenden Blick kaum etwas von der ephemeren Fadenkonstruktion preis gibt.“ (Carina Herring)

> vom 29.10. - 02.11. präsentieren wir Christof Zwiener in einer Förderkoje auf der ART COLOGNE

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